Kirchspiel Lappenstuhl

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– Die Thomaskapelle in Lappenstuhl –

Der Name „Lappenstuhl“: 

Etwa 1000 Jahre alt kann der Name Lappenstuhl sein, denn die geheimnisvolle Bedeutung führt weit in die Vergangenheit.

Im mittelalterlichen Sprachgebrauch hat der Ausdruck Stuhl immer die Bedeutung Richterstuhl (Luther: vor dem Stuhle Gottes).

„[…] Die ursprüngliche Siedlung (der Hofstellen Nr.8 und 9 in Schleptrup-Eikern) kann in Anlehnung an einen Freistuhl errichtet worden sein. Die im Jahre 1723 „Auf dem Hiligen Stuel“ genannte Ackerfläche des Eiker Esches, die zur Hofstelle Nr.9 gehört, lässt dies vermuten. […] Wir können annehmen, dass sowohl der Urhof zu Eikern wie auch der Hof Borgstede und Böllmann in fränkischer Zeit angelegte Siedlungen sind, deren Stellung sowohl mit dem Freigericht als auch mit der Schutzanlage nordwestlich der Höfegruppe in einem gewissen Zusammenhang steht. […]“

Freigerichte bestanden seit der Zeit Karl d. Gr. (um 800 n. Chr.) neben den Gogerichten. Die Gografschaften waren die aus frühzeitlicher Verfassung des alten Sachsenvolkes hervorgegangenen Volksgerichte. Der Gograf übte die hohe peinliche Gerichtsbarkeit, den Blutbann, aus.

Der Freigraf war der Vollstrecker der dem König vorbehaltenen Strafgerichtsbarkeit und der Inhaber der bürgerlichen Gerichtsbarkeit über das Gut der Freien. Das Freigericht war von Karl d. Gr. nur für die im Sachsenlande angesiedelten Franken und die unter Frankenrecht lebenden Sachsen gedacht.

Mit dem Verfall der Königsmacht wurden im Hochmittelalter aus den Freigerichten die Femegerichte, die sich mit dem Schrecken des Geheimnisses umgaben.

Der Lappenstuhl muss gedeutet werden als

        Graf Lamprechts Richterstuhl

Da sich hier in der Nähe auch eine Bezeichnung „Galgenhügel“ befindet, kann es so gewesen sein.

Herausgeber der Chronik:
Siedlungsgemeinschaft Lappenstuhl e.V.
Erschienen im Dezember 1999
Gesamtherstellung: Druckerei Gottlieb, Bramsche